Die Übernahme des Campers und die Fähre nach Vancouver Island

Tag 4 unserer Reise und damit der erste Tag der eigentlichen Tour begann früh, was für uns aber gar kein Problem war. Hier wirkt sich die Zeitverschiebung von neun Stunden sehr positiv aus und es war gar leicht, früh aus den Federn zu kommen um nach dem Frühstück frisch geduscht und mit gepackten Koffern für die Abholung durch den Vermieter bereitzustehen.

Truck Camper mit Slide-out

Wir hatten mit Fraserway vereinbart, dass wir um 8:15 Uhr am Hotel abgeholt werden. Mit wenigen Minuten Verzögerung, für die man sich sogar noch entschuldigt hat, die mir aber gar nicht aufgefallen waren, traf der Shuttle dann auch ein. Ein nagelneues Fahrzeug mit einem grundsympatischen Fahrer sollte uns dann raus nach Delta bringen, wo Fraserway seine Vancouver-Niederlassung hat. Die Fahrt von Downtown beträgt rund 40 Minuten.

Wir haben nur noch eine andere Party aufgenommen – ein rüstiges Seniorenehepaar mit ihrer erwachsenen Tochter. Wie wir, war auch das Ehepaar nicht ganz unerfahren, was Wohnmobiltouren in Kanada angeht und wie wir waren auch sie große Fans von Fraserway und mittlerweile Stammkunden. Die Fahrt war dann mit Erfahrungsaustausch und einigen Rückfragen beim Fahrer sehr kurzweilig und schnell waren wir auf Annacis Island angekommen, wo Fraserway seine Station hat.

Die Übernahme des Campers

Fraserway Vancouver

Bei der Ankunft wurden wir auf deutsch begrüßt und in Empfang genommen. Die Koffer wurden ausgeladen und uns wurde gezeigt, wo unser Fahrzeug für uns bereit stand. Ein Truck Camper mit Slide-out wartete auf uns. Der Truck war ein beeindruckender Ford F350 mit einer 6,7-Liter-Dieselmaschine. Kraft genug, die 3,5 Tonnen auch steile Straßen hinaufzubringen.

Zwei getrennte Abläufe gehören zur Übernahme: der unvermeidbare Papierkram und die Einweisung in die Funktionen des Fahrzeugs. Beides wird von Fraserway mehrsprachig angeboten. Wegen größeren Andrangs hätten wir allerdings auf eine deutsche Einweisung etwas warten müssen. Da wir beide in englisch ziemlich fit sind, war das aber nicht nötig und wir bekamen einen äußerst sympathischen jungen Mann zugewiesen, der uns das Fahrzeug im Detail vorstellte – sowohl die Wohneinheit als auch den Truck. Beides war in unserem Fall nicht mehr so wirklich wichtig, kannten wir doch grundsätzlich alle Funktionen schon, es ist aber nicht schlecht, schon vor der Abfahrt mal hinter alle Klappen geschaut zu haben, wenn noch jemand dabei ist, den man fragen kann.

Alles war vollständig und an Ort und Stelle. Auch das Kochgeschirr machte einen guten Eindruck und neben scharfen Messern war auch eine nagelneue Axt und natürlich auch die Campingstühle an Bord. Der Kühlschrank und das Eisfach waren vorgekühlt und Frischwasser war aufgefüllt. Die Batterie war voll (nicht so ganz allerdings, wie wir später noch bemerken sollten) und so konnten wir die Koffer auspacken und einlagern und uns um den Papierkram kümmern.

Hier gab es noch eine kurze Wartezeit, in der man sich aber an der Kaffeebar bedienen kann. Die Formulare wurden schnell auf deutsch erledigt und hilfreich war auch, dass ich die Angaben zu den Fahrern (Führerscheinnummern, etc.) schon vorab online gemacht hatte. Ich habe mich dann im Gegensatz zur Buchung noch für die Erweiterung auf die CDR-Plus-Versicherung entschieden, die mir im Fall eines Schadens am Fahrzeug den Selbstbehalt ersetzt. Es ist schnell mal was am Fahrzeug passiert und dann ist es ärgerlich, wenn man zusätzlich zur Urlaubskasse noch 700 Dollar für einen Schaden drauflegen muss. Die Versicherung kostet 250 Dollar als Erweiterung und damit kann ich ganz gut leben.

Uns wurde dann noch die Route zur Fähre in Tsawwassen gezeigt und die Empfehlung gegeben, erst auf Vancouver Island den ersten Einkauf zu erledigen. Grund dafür ist, dass man auf der Fähre das Gas abdrehen muss, das den Kühlschrank versorgt, wenn man nicht an ein Stromnetz angeschlossen ist. Die frisch eingekauften Lebensmittel könnten dann leiden. Ich glaube allerdings nicht, dass es wirklich ein Problem wäre. Ein vorgekühlter Kühlschrank, den man mit den ersten Einkäufen vollpackt (und ja, er wird beim ersten Einkauf randvoll), übersteht auch die anderthalbstündige Fährüberfahrt.

In der Fraserway-Station kann man auch noch allerhand nützliches Zubehör für den Urlaub zu durchaus fairen Preisen kaufen. Vom kleinen Gewürzstreuer über etliches an Grillzubehör bis hin zu Wäscheleinen und -klammern, Trinkflaschen und sogar Mützen. Sinnloses gibt es natürlich auch, z. B. die Bärenglöckchen, die man sich höchstens als Souvenir mitnehmen sollte. Zum Abschrecken von Schwarzbären sind sie eh zu leise – man nervt höchstens andere Wanderer – und Grizzlies könnte man damit höchstens noch auf sich aufmerksam machen. Park-Ranger nennen die Glöckchen daher auch »Dinner Bells«.

Die Fähre nach Vancouver Island

Camper in Warteschlange für die Fähre nach Vancouver Island

Nun passte es allerdings ganz gut, dass wir in Tsawwassen nicht allzu lang vor Abfahrt der nächsten Fähre ankamen. Hätten wir erst noch die Einkäufe erledigt, hätten wir erst einige Stunden später übersetzen können. So haben wir uns gleich in die Schlange gestellt und konnten nach recht kurzer Wartezeit auf die Fähre rollen.

Bei der Bezahlung der Überfahrt am Kassenhäuschen (107,45 Dollar für unser Fahrzeug mit zwei Erwachsenen) bekommt man Aufkleber für die Propangasflaschen, mit denen man kennzeichnet, dass sie zugedreht sind. In der Schlange vor der Fähre ist dazu Zeit genug. Man sollte sich aber einen Knoten ins Taschentuch machen, damit man nicht vergisst, sie nach der Überfahrt wieder aufzudrehen. Wir hatten das natürlich vergessen und erst am Abend auf dem ersten Campground bemerkt. Aber der Kühlschrank hatte die Temperatur gut gehalten, es war also kein Problem.

Blick von der Fähre nach Vancouver Island

Auf der Fähre hatten wir bei dem tollen Wetter gleich den Weg zum obersten Deck gesucht, von dem aus man einen tollen Blick auf die Inseln hat, durch die sich die Fähre ihren Weg zur Swartz Bay sucht.

Erste Wildlife-Sichtungen inklusive: Seehunde und Weißkopf-Seeadler konnten wir beobachten. Leider keine Orcas, auf die wir insgeheim gehofft hatten. Wie begründet diese Hoffnung war, hatten wir dann übrigens am nächsten Tag erfahren.

Weißkopfseeadler

Unseren ersten Einkauf haben wir dann in Sidney erledigt, einer kleinen Stadt nicht weit vom Fähranleger Swartz Bay entfernt. Fast alles von unserem Einkaufszettel konnten wir direkt im ersten Supermarkt bekommen, den wir angesteuert hatten: »save-on-foods«. Als unsere Einkaufsliste abgearbeitet war, kamen an der Kasse stolze 350 Dollar zusammen. Während meine Frau in der Schlange stand, hatte ich noch schnell an der Information eine Kundenkarte besorgt, mit der wir gleich beim ersten Einkauf knapp 30 Dollar gespart haben. Mit so einer Karte spart man schon mal 4 Dollar bei einer Flasche Olivenöl oder 4,59 Dollar bei ein paar Paprika. Es lohnt sich fast immer, zumindest für die größeren Einkäufe eine Kundenkarte zu haben. Ich habe sie von Safeways und jetzt eben auch von save-on-foods in der Tasche.

Im benachbarten Liqour Store haben wir uns dann noch mit lokalen Bieren eingedeckt: Das unvermeidliche Molson Canadian Lager, Okanagan Pale Ale für Leute mit etwas mehr Geschmack und noch einen Cider, den meine Frau zur Abwechslung vom Bier gern trinkt. Das klingt jetzt heftig, beim Einkauf hatten wir aber auch etliche Liter Fruchtsäfte und mehrere Gallonen Wasser mitgenommen. Zwar gehört beim Camping das abendliche Bier (mit oder ohne Zigarre) am Feuer durchaus zum Programm, ansonsten trinken wir aber eher nicht-alkoholische Getränke.

Der erste Campground

Wohnmobil auf dem McDonald Campground

Wir hatten uns für die erste Nacht für einen Campground direkt in der Nähe des Fähranlegers entschieden. Der McDonald Campground war früher ein Provincial Park, gehört aber jetzt zum »Gulf Islands National Park Reserve« und steht damit unter Nationalparkverwaltung. Wir hatten den Campground komplett für uns allein. Himmlische Ruhe und nur hin und wieder ein Fahrzeug auf der benachbarten Straße.

Es handelt sich um einen Campground mit Self Registration, bei dem man sich seine Campsite aussucht und dann das Geld in einen entsprechend beschrifteten Umschlag legt und am Eingang in den dafür bereitstehenden Kasten einwirft. Und hier hatten wir gleich unser erstes Problem: Trotz ausreichender Barmittel – wir hatten noch mehrere hundert Dollar in Fünfzigern dabei – hatten wir kaum Kleingeld. Aus beiden Geldbörsen kamen gerade mal 11,60 Dollar zusammen. Das ist der Nachteil, wenn man tagelang selbst kleine Beträge fast nur mit Kreditkarte bezahlt.

Der Campground kostet 13,70 Dollar pro Nacht. Wirklich nicht viel, aber zu viel für unser bisschen Kleingeld. Jetzt möchte ich aber die Nationalparkverwaltung nicht um ihr Geld betuppen und wollte aber auch nicht mehr losfahren, um in Sidney noch zu wechseln. Wir hatten und schon häuslich eingerichtet (den Slide-out ausgefahren) und wollten nicht mehr los. Also habe ich den Umschlag entsprechend beschriftet und versichert, die fehlenden 2,10 Dollar am nächsten Tag noch abzuliefern. Dies nur für den Fall, dass ein Ranger zur Kontrolle kommt, was aber den Zetteln an den übrigen Campsites nach seit Tagen nicht passiert ist. Und ja, wir haben am nächsten Morgen tatsächlich noch das fehlende Geld in einen weiteren Umschlag getan und eingeworfen.

Wir hatten dann noch unser erstes Essen und eine gemütliche Zigarre, bevor wir die erste Nacht im Camper verbracht haben. Das Bett in so einem Truck Camper ist sehr gemütlich und wir konnten sehr gut schlafen.